Das sechste Herz by Puhlfürst Claudia

Das sechste Herz by Puhlfürst Claudia

Autor:Puhlfürst, Claudia
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: blanvalet
veröffentlicht: 2014-01-07T05:00:00+00:00


28

»Hör mal, das nimmt vielleicht Ausmaße an …« Lara betrachtete Jos Gesicht von der Seite. Er hatte das Kinn nach vorn geschoben. An seiner Schläfe pochte eine Ader. »Ich komme gar nicht mehr zu meiner ›normalen‹ Arbeit. Gestern waren wir bei dieser Herz-Schmerz-Firma, wo sie den fünften Behälter gefunden haben, hatten aber Pech, weil die Kripo alles weiträumig abgesperrt hatte, und heute erzählst du mir, dass in Eilenburg eine Frauenleiche gefunden wurde. Irgendwann muss ich auch mal meine Artikel schreiben.«

»Du wolltest doch informiert werden. Außerdem ist das die Gelegenheit, direkt vor Ort zu recherchieren. Und Fotos hättest du auch gleich dazu. Ich stelle sie dir sogar unentgeltlich zur Verfügung.«

Jo schien schlechte Laune zu haben. »Bist du gereizt?«

»Nein, ich denke über den Fall nach. Ich werde das Gefühl nicht los, dass diese tote Frau zu dem Herz aus der Wittenberger Straße gehört. In der Eilmeldung stand, sie wäre ›ausgeweidet‹ worden. Das deutet doch darauf hin, dass Organe gefehlt haben.«

»Klingt plausibel.« Wahrscheinlich war Jo tatsächlich nicht griesgrämig, sondern nur konzentriert.

»Eigentlich hatte ich ja heute auch etwas anderes vor, ich wollte zu dieser Pressekonferenz.«

»Fotos für die Tagespresse schießen?« Er nickte, und Lara fuhr fort. »Christin schreibt ganz schön ›plakative‹ Artikel.« Bei »plakativ« zeichnete sie mit den Fingern Gänsefüßchen in die Luft.

»Tom scheint das zu mögen. Es trägt anscheinend zum Verkaufserfolg bei.«

»Und nun muss Christin dort selbst Fotos machen? Kann sie das überhaupt?«

»Es ist schließlich nur eine Pressekonferenz. Das würde sie vielleicht sogar hinkriegen. Aber Hubert hat Patrick, unseren neuen Praktikanten, als Verstärkung mitgeschickt. Der stellt sich beim Fotografieren gar nicht so doof an. Sollten alle Stränge reißen, organisiere ich ein paar Bilder von einem Kollegen.«

»Und du machst dich nicht unbeliebt, wenn du diesen Job einfach so sausen lässt, um woanders hinzufahren?«

»Vergiss nicht, ich bin freier Fotograf. Ich kann mir meine Aufträge aussuchen. Davon abgesehen ist das hier natürlich auch in Toms Interesse.« Er holte tief Luft. »Da wären wir.«

Lara sah das Ortseingangsschild von Eilenburg vorbeihuschen. Auf dem Display von Jos Navigationsgerät rückte ein großes blaues Oval – die Kiesgrube im Osten der Stadt – näher. »Weißt du eigentlich, wo genau die Tote gefunden wurde?«

»Im Polizeifunk haben sie gesagt, in der Nähe der Eilenburger Landstraße am Nordufer. Wir sind auf dem Weg dorthin. Und ich versichere dir, wir werden den Schauplatz schon von Weitem erkennen können. Nachdem die Meldung über alle Kanäle ist, werden sich dort nicht nur Kripo und Spurensicherung, sondern auch jede Menge Schaulustige und die Presse tummeln.«

Der Motor röhrte, als Jo Gas gab. »Schau mal, da vorn sind sie schon. Ich schlage vor, wir ziehen getrennt los. Du siehst zu, dass du ein paar Informationen bekommst, ich versuche, Fotos zu machen, und höre mich dabei ebenfalls um. Wir treffen uns am Auto wieder. Reicht dir eine Stunde?«

»Ich denke schon. Wenn nicht, schicke ich dir eine SMS.« Lara prüfte die Batterien ihres Diktiergerätes. »Auf in den Kampf.«

»… und so bin ich nach Eilenburg gekommen.« Kriminalobermeister Ralf Schädlich strich sich mit der flachen Hand über die Stoppeln auf seinem Kopf. Mit dem millimeterkurzen Schnitt wirkte sein quadratischer Schädel noch bulliger.



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